Zur Situation
Abb. 1: Brutbestandsentwicklung des Kranichs
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Bestandsentwicklung
Zu Beginn der 1970er Jahre gab es in Schleswig-Holstein nur noch im südöstlichen Kreis Herzogtum Lauenburg Kranich-Brutvorkommen mit neun Paaren!
Der Schutz dieser letzten Brutplätze war Voraussetzung für die Erhaltung und Stabilisierung der verbliebenen Restbestände. Deshalb hat z.B. die Naturschutzstelle Nord des WWF 1972 ein vom Land gefördertes Schutzprogramm mit dem Ziel der Wiederausbreitung des Kranichs initiert.
Als Hauptursache für den dramtisch niedrigen Bestand wurde neben menschlichen Störungen die Entwässerung der Brutgebiete identifiziert und Schutzmaßnahmen, vor allem die Wiedervernässung von Feuchtgebieten, eingeleitet. Der Bestand hat sich danach nur langsam und dann in steigendem Maße erholt. In den ersten 20 Jahren stieg die Anzahl von neun auf 54 Paare. Innerhalb der nächsten 12 Jahre hat sich die Paarzahl auf 108 (1998) verdoppelt bzw. mit 193 (2004) annähernd vervierfacht. 2009 wurden bereits deutlich mehr als 300 Paare erfasst (Abb. 1).
Verbreitung und Siedlungsdichte
Der Kranich siedelt heute in allen Landkreisen Schleswig-Holsteins, mit Ausnahme der Stadtgebiete von Kiel und Flensburg. Die Verteilung ist jedoch sehr unterschiedlich. Der Schwerpunkt der Besiedlung lag und liegt im östlichen Hügelland, insbesondere im Kreis Herzogtum Lauenburg, und schließt damit direkt an die Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern an. Der Kreis verfügt mit dem größten Waldanteil Schleswig-Holsteins (25% der Kreisfläche) und vielen z.T. renaturierten Waldmooren und Erlenbrüchen über optimale Brutplatz- und Nahrungsbedingungen (s. Bruthabitate).
Insbesondere die Bruchwälder bieten günstige Rahmenbedingungen für eine hohe Siedlungsdichte und einen guten Bruterfolg. Die Siedlungsdichte in diesem Kreis ist bis 2008 auf 12 P/100km2 angestiegen. Deutlich geringer und zum Teil nur sporadisch besiedelt werden die übrigen Kreise, insbesondere die westlichen Küstenkreise Nordfriesland und Dithmarschen mit deutlich unter 0,1 Paaren pro 100km2.
Abb. 2: Ausbreitung des Kranichs
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Ausbreitung
Bis 1980 war in Schleswig-Holstein ausschließlich der Südosten des Landes besiedelt, dann setzte eine kontinuierliche Ausbreitung nach Westen und Nordwestn ein, wie Abb. 2 darstellt. Bereits 1981 brütete das erste Paar in Osten von Hamburg. 1987 im angrenzenden Kreis Stromarn. Die Ausbreitung nach Norden begann erst ab 1990, wobei zuerst die Seenplatte von Plön und Ostholstein, dann auch die Niederungen und Moore im mittleren Schleswig-Holstein besiedelt wurden. Das Vorkommen im westlichen Kreis Dithmarschen ist 2008 erstmalig beobachtet und 2009 bestätigt worden.
Alle randlichen Besiedelungen erfolgten in großen Wiedervernässungsprojekten, die u.a. auch von Forstverwaltungen und der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein gefördert wuren. Der Prozess der Wiederausbreitung und Neubesiedlung nach Westen und Norden ist bis heute noch nicht abgeschlossen.