Projekt Fischadlerschutz
Abb. 1: Brutverbreitung des Fischadlers in Deutschland 2003-2004 (nach Gedeon et al. 2004) |
Hilfe für den Fischadler in Schleswig-Holstein
Aufgrund langjähriger Erfahrungen bei der Erfassung und dem Schutz von Großvogelarten im Wald hat die Projektgruppe Seeadlerschutz im Februar 2007 beschlossen, ihre Artenschutzmaßnahmen auch auf den Fischadler (Pandion haliaetus) auszudehnen. Diese Greifvogelart bedarf gemäß Artikel 4 der EU-Vogelschutzrichtlinie gezielter Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen. Durch eine finanzielle Unterstützung des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume konnten in den Jahren 2008 - 2012 von der Projektgruppe Seeadlerschutz in verschiedenen EU-Vogelschutzgebieten in Schleswig-Holstein Fischadler-Kunsthorste montiert werden. Am Anfang des Projektes wurden in den gewässerreichen Naturlandschaften zwischen Ratzeburg und Flensburg verschiedene Lebensräume auf ihre Eignung als Fischadler-Lebensraum hin überprüft. Ziel war es, möglichst störungsarme Waldbereiche zu identifizieren, die sich für eine Ansiedlung eignen könnten. Begleitend wurden Gespräche mit Waldbesitzern, Förstern und Fischern geführt, um im Vorfeld einer möglichen Rückkehr des Fischadlers eine höhere Akzeptanz für diesen Greifvogel zu erreichen.
Zum Vorkommen des Fischadlers in Schleswig-Holstein
Der Fischadler war bis etwa 1880 Brutvogel in Schleswig-Holstein und ist aufgrund menschlicher Verfolgung als Brutvogel aus unserem Bundesland verschwunden. Aktuell sind keine Brutvorkommen im Land bekannt.
Der Fischadler tritt aber regelmäßig im Frühjahr und Herbst als Durchzügler auf und vereinzelt konnten in der Brutzeit auch Übersommerer festgestellt werden. In Schleswig-Holstein gab es in den letzten Jahren bereits Nestbauaktivitäten von brutgestimmten Vögeln (z.B. 1994 bei Hohenwestedt/RD, 2004 und 2005 in den Barloher Forsten/RD und 2012 bei Woltersdorf/RZ). Zu einer Eiablage (Brutnachweis) kam es in diesen Fällen nicht.
Die nächsten bekannten Brutvorkommen des Fischadlers befinden sich aktuell nur wenige Kilometer östlich der schleswig-holsteinischen Grenze in Mecklenburg-Vorpommern und kaum weiter entfernt südlich in Niedersachsen (s. Abb. 1). In beiden Bundesländern hat die Anzahl brütender Fischadler in den letzten Jahren noch zugenommen. Zudem haben im nördlich angrenzenden Dänemark in 2011 drei Fischadlerpaar gebrütet, davon zwei Paare erfolgreich mit insgesamt fünf flüggen Jungadlern (Novrup 2012).
Aus der zuvor beschriebenen Fischadlerverbreitung wird deutlich, dass es nördlich und südlich von Schleswig-Holstein aktuelle Brutvorkommen gibt. Unser Bundesland bildet somit nur eine „Lücke“ zwischen zwei bestehenden Vorkommen. Dieser Umstand macht deutlich, warum Unterstützungsmaßnahmen durch den Bau von Kunsthorsten in Schleswig-Holstein Erfolg versprechend sein können.
Ansiedlungsunterstützung durch den Bau von Kunsthorsten
Im Gegensatz zu Wiederansiedelungsversuchen in anderen Ländern (England, Spanien) soll der Fischadler in Schleswig-Holstein zwar mit menschlicher Unterstützung, aber letztlich aus eigener Kraft, wieder Brutvogel in unserem Bundesland werden. Dies ist wegen der alljährlich hohe Anzahl von Durchzüglern und der benachbarten Brutbestände eine durchaus realistische Perspektive, denn aufgrund der erfolgreichen Artenschutzbemühungen in anderen Bundesländern (z.B. in Niedersachsen, Hessen und Bayern) ist bekannt, dass sich durch ein Angebot an Kunsthorsten - z. B. auf exponiert stehenden Kiefern - die Ansiedlungsbereitschaft von durchziehenden und übersommernden Vögeln erhöhen lässt. Das Angebot von Nisthilfen kommt vermutlich vor allem Erstbrütern entgegen, die auf der Suche nach Brutplätzen im Land umherstreifen, aber noch keine Erfahrung im Horstbau haben.
Aufgrund des erhöhten Unfallrisikos für Greifvögel an technischen Bauwerken wurde von uns der Bau von künstlichen Nisthilfen auf Bäumen denen auf technischen Anlagen (Leitungsmasten) vorgezogen.
Im Zeitraum von 2008 bis 2012 wurden von der Projektgruppe Seeadlerschutz acht Fischadler-Nisthilfen in exponiert stehenden Kiefern montiert. Dabei wurden bevorzugt störungsarme Wälder ausgewählt und in Rücksprache mit dem Waldeigentümer ein Horstbaum ausgewählt. Die Kunsthorste befinden sich in den Regionen: Naturpark Aukrug/RD, Naturpark Westensee/RD, EU-Vogelschutzgebiet Staatsforsten Barlohe/RD, Naturpark Holsteinische Schweiz/PLÖ, Naturschutzgebiet Hahnheide/OD und Naturpark Lauenburgische Seen/RZ (s. Abb. rechts: Lage der Fischadler-Kunsthorste, die im Projektzeitraum von 2008 bis 2012 in verschiedenen EU-Vogelschutzgebieten in Schleswig-Holstein montiert wurden).
In den kommenden Jahren sollte die Eignung der errichteten Kunsthorste überprüft werden und gegebenfalls Instandsetzungsmaßnahmen durchgeführt werden. Darüber hinaus werden im Rahmen des landesweiten Brutvogelmonitorings der Großvögel des Waldes werden von den Mitarbeitern der Projektgruppe Seeadlerschutz alle eingehenden Hinweise auf mögliche Fischadler- Brutvorkommen überprüft.
Bernd Struwe-Juhl & Thomas Grünkorn
Projektgruppe Seeadlerschutz
Schleswig-Holstein e.V.
Literatur
Gedeon, K., A. Mitschke & C. Sudfeldt (2004): Brutvögel in Deutschland. Dachverband Deutscher Avifaunisten, Hohenstein-Ernstthal.
Novrup, L. (2012): Fiskeørn I Danmark. In: Pedersen, l., E. Ehmsen & T. Nyegaard (eds.): Projekt Ørn – Årsrapport 2011, p.: 25-26. Dansk Ornitologisk Forening, København.