Aktuelles vom Seeadlerschutz in Bayern und Baden-Württemberg
Der Brutbestand des Seeadlers hat in Bayern im Jahr 2019 gegenüber den Vorjahren weiter zugenommen. Insgesamt wurden von nachweislich 17 Brutpaaren mindestens 17 Jungadler flügge, mindestens weitere drei Jungvögel haben das Beringungsalter aus unbekannten Gründen nicht erreicht. Fast alle anderen Jungvögel konnten beringt werden. Zwei bereits besetzte Horste wurden durch Stürme Ende Februar bzw. Anfang März herabgeweht, in einem davon befand sich bereits ein Ei. Dieses Paar blieb ohne Nachwuchs, das andere Paar hat in einem Ausweichhorst erfolgreich zwei Junge aufgezogen. Mindestens ein weiteres bereits belegtes Nest wurde nach den Stürmen verlassen. Letztlich waren damit 12 der 17 Brutpaare erfolgreich.
Grafik einfügen
Der Verbreitungsschwerpunkt der Seeadler Bayerns liegt in der Oberpfalz, unmittelbar angrenzend an die große Brutpopulation Tschechiens. Die meisten bayerischen Seeadler leben in den weitläufigen Teichgebieten der nördlichen und mittleren Oberpfalz. Aber auch in den angrenzenden Regierungsbezirken Ober- und Mittelfrankens sowie in Niederbayern ist der Seeadler mit vereinzelten Brutpaaren vertreten. In Schwaben kam es 2019 erstmals zu einer erfolgreichen Brut durch ein Paar, das in den Jahren zuvor noch in Mittelfranken gebrütet hatte und umgezogen war. Auch in diesen Regionen sind Karpfenteiche die bevorzugten Lebensräume der Seeadler, ebenso wie große Stauseen (z.B. der Altmühlsee) oder die Niederungen der großen Flussläufe. Dabei spielten die Donau mit ihren Zuflüssen und der Main, die beide auf weiten Strecken immer wieder von Baggerseen gesäumt sind, die größte Rolle. Das langjährige Vorkommen am Chiemsee in Oberbayern, ist aktuell nicht mehr als Brutplatz bekannt. Aufgrund regelmäßiger Beobachtungen besteht in mindestens drei weiteren Regionen ein begründeter Verdacht auf ein Revierpaar, was für die kommende Saison auf zusätzliche Brutpaare hoffen lässt.
Brutverbreitung des Seeadlers in Bayern (2019) |
Fälle von illegaler Verfolgung beim Seeadler wurden 2019 nicht nachgewiesen. Jedoch besteht bei einem Paar der begründete Verdacht, dass die Brut wegen menschlicher Störungen aufgegeben wurde. Auch ergab sich 2018 an einer Bahnstrecke im Nordosten Bayerns der Fund eines toten Seeadlers, bei dem durch eine toxikologische Untersuchung das Rattengift Coumatetralyl nachgewiesen wurde. Bei einem weiteren Totfund eines adulten Seeadlers wurden weder durch die röntgenologische noch durch die pathologischen Untersuchungen Auffälligkeiten entdeckt. Warum der Vogel schließlich verhungert ist, konnte nicht geklärt werden.
Das Monitoring der Seeadler in Bayern erfolgt in Kooperation zwischen den Naturschutzbehörden, den Forstbetrieben und -verwaltungen und ehrenamtlich tätigen Vogelschützern. Es wird durch das Artenhilfsprojekt „Fisch- und Seeadler“ der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung der Oberpfalz in Regensburg koordiniert und betreut. Jedes Seeadlerrevier wird von einem bzw. mehreren Horstbetreuern überwacht. Da sich der Großteil der Horste im Staats- bzw. Bundesforst befindet, sind überwiegend die jeweiligen Revierförster als Horstbetreuer tätig. Darüber hinaus engagieren sich ehrenamtliche Naturschützer, private Waldeigentümer und Jäger. Einmal im Jahr treffen sie sich zum Horstbetreuertreffen in der Oberpfalz, auf dem über die zurückliegende Saison berichtet und diskutiert wird. Regelmäßig wird die Situation der Seeadler in Bayern in der Zeitschrift Otus, in den Berichten der Arbeitsgemeinschaft Seltene Brutvögel in Bayern kurz geschildert, da Seeadler in Süddeutschland noch zu den seltenen Brutvögeln zählen. In Baden-Württemberg erfolgt dies in gleicher Weise in den Ornithologischen Jahresheften Baden-Württemberg in den Berichten der Arbeitsgruppe Seltene Brutvögel in Baden-Württemberg (SBBW).
Allerdings kam es in Baden-Württemberg auch 2019 noch zu keiner Brut, obwohl Vermutungen einer Reviergründung am Neckar zwischen Heilbronn und Heidelberg bereits im Vorjahr bestanden hatten. Leider konnte 2019 trotz gezielter Suche das Vorkommen dort nicht bestätigt werden. Auch das häufige Auftreten zumindest eines adulten Seeadlers am südlichen Oberrhein jeweils im Spätwinter der letzten Jahre führte noch nicht zu einer nachweislichen Reviergründung. Da sich aber in Ostfrankreich Seeadler seit einigen Jahren schon als erfolgreiche Brutpaare niedergelassen haben, ist auf eine baldige Ansiedlung auch in Baden-Württemberg zu hoffen.
Daniel Schmidt-Rothmund und Paul Baumann
Blick auf das Teichgebiet bei Tirschenreuth/Oberpfalz in Bayern |