Erlebnisbericht

Ehrenamtlicher Einsatz am Seeadlerhorst bei Barsbek/PLÖ

Keine besonderen Vorkommnisse, alle Schützlinge wohlauf. Mit dieser beruhigenden Bilanz haben Robert Ehrenhart und Karlheinz Huth ihre Wachstation an der Ostseeküste geräumt und sind nach Karlstein heimgekehrt. Eine Woche lang haben die beiden Naturschützer bei Barsbek/PLÖ an der Kieler Außenförde einen Seeadlerhorst bewacht. Für Ehrenhart (70) war es der 20igste und für Huth (66) der 13te Einsatz dieser Art. Ans Aufhören denken die beiden nicht – nicht jetzt, wo die majestätischen Greifvögel sich endlich wieder in Deutschland ausbreiten und ihre ehemaligen Brutgebiete zurückerobern.

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Das gut zweieinhalb Meter breite, inzwischen sicherlich über hundert Kilo schwere Seeadlernest, das von dem fest ansässigen Adlerpaar jedes Jahr mit neuen Ästen verstärkt und ausgebaut wird, sitzt in einem Pappelgehölz inmitten einer weiträumigen Wiesenlandschaft am Barsbeker See.
Nicht nur potenzielle Eierdiebe, sondern auch allzu aufdringliche Naturfreunde und gedankenlose Zeitgenossen halten die Seeadlerwächter rund um die Uhr von ihren Schützlingen fern. Doch Ehrenhart und Huth haben noch weitere Aufgaben: minutengenaue Verhaltensbeobachtungen an den Seeadlern und ihren Jungen. Wer von den beiden gerade im Wachwagen sitzt, dokumentiert täglich alle Viertelstunde den Status: „Altvogel am Horst, Jungvogel macht Flugversuche, Altvogel kommt mit beute“ und so weiter. Die Daten werden später von der Projektgruppe Seeadlerschutz ausgewertet.
Darüber hinaus stellen sich im Tagesdurchschnitt bis zu 25 Besucher ein – oft weitgereiste Urlauber, Naturfreunde, interessierte Familien oder Leute aus dem Dorf, die nach „ihren“ Adler sehen wollen. Ihnen stehen an der öffentlichen Beobachtungsstation zwei fest montierte Fernrohre zur Verfügung, ebenso wie die Kompetenz der beiden ehrenamtlichen Helfer.
„ Als ich mich vor 20 Jahren bei der Seeadlerbewachung beworben habe, musste ich alle meine Naturkenntnisse nachweisen“, erinnert sich Ehrenhart. Adressat der Bewerbung war damals der World Wildlife Fund (WWF). In WWF-Diensten wachte Ehrenhart zuerst in Mecklenburg-Vorpommern und später zusammen mit Karlheinz Huth am Ratzeburger See in Schleswig-Holstein.
Der Seeadlerhorst in Barsbek eignet sich nach den Worten von Huth wegen seiner - für Seeadler durchaus ungewöhnlichen - Lage besonders gut zum Beobachten. Die Beobachtungsstation in Barsbek steht etwa 400 m vom Horst entfernt, so dass auch für Besucher Verhaltensbeobachungen an den Seeadlern möglich sind, ohne die Vögel beim Brutgeschäft zu stören. Zudem dienen der Barsbeker See und die angrenzenden Lagunen der Ostseeküste als fischreiche Nahrungsgründe für die Seeadler.

Karlstein/Barsbek 1/2013