Seeadler beringt 2023
 Abb.1: Junger Seeadler bei der Beringung im Horst am Wellsee bei Kiel (Foto: Thomas Grünkorn)

 

Brutbericht aus Schleswig-Holstein 2023

Die landesweite Erhebung wird alljährlich von der Projektgruppe Seeadlerschutz mit finanzieller Unterstützung durch das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) durchgeführt.

Bestandsentwicklung

Im Jahr 2023 waren in Schleswig-Holstein 147 Seeadlerreviere besetzt (Abb. 2). Im Vergleich zum Vorjahr gab es 14 Neuansiedlungen (Wankendorf/PLÖ, Warnsdorf/OH, Segeberger Forst/SE, Bülk/RD, Booknis/RD, Bargstedt/RD, Owschlag/ RD, Fiefharrie/RD, Oster-Ohrstedt/SL, Föhr-Süd/ NF, Uelvesbüll/NF, Horst/IZ, Gribbohm/IZ, Hedwigenkoog/HEI) von denen im

 Seeadlerbrut 2023
 Abb. 2: Brutbestandsentwicklung des Seeadlers in Schleswig-Holstein

ersten Brutjahr nur fünf Paare erfolgreich gebrütet haben. Zudem müssen in diesem Jahr fünf Reviere aus dem Vorjahr als „verwaist“ gelten, wobei ein Verbleib der Altvögel nicht geklärt ist. Einzelne Vögel könnten eventuell nach einem Partnerverlust zu den Neuansiedlungen gewechselt sein. Insgesamt gab es 11 Revierpaare von denen zwar ein Neststandort bekannt geworden ist, die aber nach unseren Beobachtungen nicht mit einer Brut begonnen haben. Die Gründe für den ausbleibenden Brutbeginn sind vielfach nicht bekannt. Im Frühjahr 2023 begannen 136 Seeadlerpaare mit einer Brut, davon brüteten 99 Paare erfolgreich, so dass Ende Juni / Anfang Juli insgesamt 151 junge Seeadler flügge wurden. Die Verteilung der Jungenzahl pro Horst erbrachte für den Seeadler folgendes Bild: 2 x 3 Jungvögel, 48 x 2 Jungvögel und 49 x 1 Jungvogel. Bezogen auf die Anzahl der bekannten Brutpaare wurden 1,0 Junge pro Brutpaar flügge. Der Teilbruterfolg lag bei 1,5 Jungvögeln pro erfolgreichem Brutpaar. Diese Reproduktionswerte entsprechen den langjährigen Mittelwerten, wobei der Gesamtbruterfolg leicht zurückgegangen ist.

Verbreitung

Aufgrund der naturräumlichen Ausstattung liegt das Seeadler-Dichtezentrum in der gewässerreichen holsteinischen Jungmoränen-Landschaft insbesondere in den Kreisen Plön und Ostholstein (Abb. 3). In diesem Jahr hat sich die Brutverbreitung im Kreis Rendsburg-Eckernförde mit insgesamt fünf Neuansiedlungen deutlich verdichtet. Allerdings wurden in zwei Vorjahresrevieren in diesem Jahr keine Seeadler mehr beobachtet, so dass sie aktuell als „verwaist“ gelten müssen. Auch der Brutplatz auf der Nordseeinsel Sylt ist verwaist.

Seeadlerkarte 2023  
 Abb. 3: Brutverbreitung des Seeadlers in Schleswig-Holstein 2023
 

Die Seeadlervorkommen verteilen sich auf alle 11 Landkreise und die kreisfreie Hansestadt Lübeck:

 Kreis

 Paare

 

 Kreis

 Paare

 PLÖ  28    SE  12
 RD  24    IZ  8
 OH  18    HEI  6
 RZ  12    OD  6
NF  15    PI  4
 SL  12    HL  2

 Tab. 1: Vorkommen des Seeadlers (n=147 Reviere) in verschiedenen Kreisen

Mit finanzieller Unterstützung durch den WWF Deutschland konnten in diesem Jahr 35 junge Seeadler in 20 Horsten beringt werden (Abb. 1). Durch die Erforschung ihrer Wanderwege und der Todesursachen können so wichtige Ergebnisse zum Schutz der Seeadler gewonnen werden.

Gefährdung und Schutz

Insgesamt waren 27 % der 136 Brutpaare erfolglos. Die Ursachen für Brutverluste sind vielfach unbekannt, aber in Einzelfällen wurde Brutaufgaben durch den Tod einer der Altvögel verursacht. In 20 Revieren haben die Seeadler einen neuen Horst errichtet, vielfach in Zusammenhang mit dem Absturz des alten Horstes nach vorangegangenen Sturmlagen im Winterhalbjahr. In Einzelfälle war auch ein möglicher Partnerwechsel die Ursache.

Totfunde

Im Zeitraum vom 1. Januar bis 31. Juli 2023 wurden in Schleswig-Holstein 12 Seeadler tot aufgefunden. Darunter waren drei Vögel, die tot an Eisenbahnstrecken aufgefunden wurden, zudem kollidierten mindestens zwei Vögel mit den Rotorblättern einer Windenergieanlage.

Bernd Struwe-Juhl & Volker Latendorf

Aufruf zur Mitarbeit!

Wenn Sie in der kommenden Brutsaison (wieder) als freiwilliger Betreuer für mindestens eine Woche in einem Seeadlerrevier eingesetzt werden möch- ten, dann melden Sie sich bitte bis spätestens Mitte Februar 2024 bei Herr Latendorf, Projektgruppe Seeadlerschutz, Kreuzfelder Weg 1, D-23701 Eutin-Neudorf, Mobil: 0171-920 6566.
E-Mail: v.latendorf(at)gmx.de