Hamburg 2016
Zur Situation des Seeadlers in Hamburg
Drei bis vier Seeadlerpaare waren 2016 in Hamburg heimisch und zwar ganz im Norden der Stadt nahe der Landesgrenze zu Schleswig- Holstein, auf der Elbinsel Wilhelmsburg im NSG Heuckenlock und an der Alten Süderelbe in Finkenwerder. Das vierte Paar ist auf der Insel Neßsand sesshaft, durch die sich die Landesgrenze zu Niedersachsen zieht. Nachdem der alte, in Niedersachsen gelegene Nistbaum im Frühjahr 2015 einem Sturm zum Opfer gefallen war, wurde ein neues Nest weiter im Norden der Insel gebaut - nun mutmaßlich auf Hamburger Grund.
Das Nordpaar
Das Nest des ältesten Hamburger Revierpaares liegt verborgen und nicht einsehbar in einem Schutzgebiet an der nördlichen Stadtgrenze. Es erfolgt keine unmittelbare Dokumentation des Brutgeschehens, die Beurteilung des Bruterfolges ergibt sich aus späteren Sichtbeobachtungen des Familienverbandes im weiteren Umfeld. 2016 meldeten die örtlichen Beobachter zwei flügge Jungadler.
Heuckenlock
Im Naturschutzgebiet Heuckenlock verlief die Brutsaison ebenfalls erfolgreich. Ich selbst konnte zwei flügge Jungadler beobachten, andere Quellen berichten von dreien. Das aktuell genutzte Nest wurde im Frühjahr 2014 innerhalb weniger Wochen gebaut, nachdem das seit der ersten Brut 2012 genutzte mitsamt der tragenden Weide einer stürmischen Springflutnacht zum Opfer fiel und die Brut vom Elbstrom davongespült wurde. Das Brutgeschäft lässt sich hier sowohl vom Neuländer Südufer wie auch vom Wilhelmsburger Deich aus störungsfrei beobachten.
Neßsand
Auf Neßsand siedelten die Seeadler bisher in zwei Bäumen nahe dem Südufer. Im Frühjahr 2015 kippte der damals genutzte Baum im Sturm um und die Brut ging verloren. 2016 wurde erstmals nahe des Nordufers gebrütet, am 10. April konnte ich von der Helgolandfähre aus einen brütenden Vogel im Nest beobachten, der Partner saß im Nachbarbaum. Mit zunehmender Belaubung der Bäume war die Beobachtung des Horstes nicht mehr möglich. Im Sommer konnte mehrfach ein Jungadler im Revier beobachtet werden, sodass auch hier von einem Bruterfolg ausgegangen werden kann.
Finkenwerder
2014 kam es an der Alten Süderelbe zur ersten Seeadlerbrut. Die Herkunft des männlichen Partners blieb unbekannt, denn er war unberingt. Das Weibchen wurde 2010 nestjung am Selenter See beringt, befand sich also zur ersten Brut im vierten Lebensjahr. Im ersten Jahr wurde ein Junges flügge und im Folgejahr waren es zwei. Während des Winters 2015/16 wurde kräftig gebalzt
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Das Seeadlerpaar vom Mühlensand (Foto: Torsten Demuth) |
und das Nest weiter aufgestockt. Ab dem 7. März wurde das Gelege bebrütet. Am 8. März kollidierte das Männchen mit einer Windkraftanlage auf der Hohen Schaar. Das Weibchen brütete weiter. Zu dieser Zeit hielten sich auch zwei vorjährige Adler im Revier auf und näherten sich regelmäßig dem Horst. Am 22. März gab das allein verbliebene Weibchen die Brut auf. Vier Tage später konnte erstmals ein bisher unbekanntes, adultes Männchen beobachtet werden. Ab dem 29. März waren ausgiebige Balzrituale und mehrere Paarungen zu beobachten, beide adulten Adler hielten sich nun meist in Sichtweite zum Nest auf. Ab dem 22. April wurde augenscheinlich erneut gebrütet, auch über Nacht war das Nest besetzt, Brutablösungen waren zu beobachten. Jedoch bereits zwei Tage später wurde das Nest in den Abendstunden wieder unbesetzt vorgefunden, der Versuch einer mutmaßlichen zweiten Brut war gescheitert. Im weiteren Jahresverlauf konnte das Paar regelmäßig im Revier beobachtet werden. Im Herbst 2016 hielt sich zumindest zeitweise ein weiteres adultes Männchen im Revier auf.
Seeadlerschutz in Hamburg - ein schwieriges Thema
Anders als in Schleswig-Holstein fehlt es in Hamburg an einer revierübergreifenden Organisationsstruktur. Dies erschwert zum Einen den Austausch unter den Aktiven, zum Anderen aber vor allem den Informationsfluss und die Abstimmung mit den zuständigen Behörden. Zudem wäre es vereint viel einfacher, dem gemeinsamen Anliegen des Seeadlerschutzes in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen und das Thema positiv zu besetzen. Dennoch blicke ich zuversichtlich auf die kommende Brutsaison und hoffe auf eine Verbesserung der Situation.
Torsten Demuth